Die Winterpause hat begonnen!

Ankara - die Unbekannte?

Ein Mann zeigt mir aus großer Höhe, die aus seiner Sicht, schönsten Plätze von Ankara. Wir sind am höchsten Punkt der Stadt. Haben somit gemeinsam eine absolut gute Übersicht. Vom Burgberg liegt einem die Stadt sozusagen 360 Grad zu Füßen.

Seine Stadt
Seine Stadt
Der Burgberg von Ankara
Der Burgberg von Ankara

Der Mann erzählt mir dabei, auch wenn wenige Touristen nach Ankara kommen, seine Stadt da unten gehört zu den schönsten in der Türkei. Von Moscheen erzählt er, von Parkanlagen, von der Altstadt, von einem großen See außerhalb der Stadt, vom Atatürk Museum und vielem mehr. Ich frage nach, denn Atatürk interessiert mich schon immer und auch immer mehr. Ja Atatürk, sagt er, haben wir die nun schöne Stadt da unten zu verdanken, denn nach Atatürks Machtergreifung vor vielen, vielen Jahren, bestimmte er, dass das ehemalige Nest Ankara die Hauptstadt der Türkei sein wird. Er wollte damit die Macht und die Selbstherrlichkeit von Istanbul brechen. Istanbul ging natürlich nicht unter. Dafür war die strategische Lage viel zu wichtig. Doch im Laufe von Jahrzehnten wurde aus dem ehemaligen Nest eine wirkliche Hauptstadt.

Einige Tage können wir uns davon überzeugen. 4 Tage haben wir von Göreme bis in die wirkliche Hauptstadt gebraucht. Es waren 4 interessante Tage. 2 davon sind wir im alten Stiel gewandert. Gewandert immer der Straße entlang, vorbei an Dörfern mit freundlichen Menschen, vorbei an endlos erscheinenden Feldern, an Wasserkanälen und über viele, viele Hügel. Was nicht schön war, mein rechter Fuß begann erneut zu schmerzen. Da machte es sich gut, dass am 3. Tag ein Auto anhielt und uns weit über 100 Kilometer der Hauptstadt näher brachte. Am 4. Tag erleben wir den Service einer türkischen Busfahrt, denn wo gibt es schon erfrischende Getränke und ein ordentliches Busfrühstück? Das schöne dabei, es kostet nichts extra. Und es schmeckt sogar sehr gut!

Altstadtladen im Burgberg
Altstadtladen im Burgberg
Abendstimmung in Ankara
Abendstimmung in Ankara

Die Überzeugung, dass Ankara wirklich schön ist, erleben wir auf unseren Märschen durch die Stadt. Gleich nach dem Frühstück verlassen wir täglich unsere Unterkunft am Rande der Altstadt, immer verbunden mit der Suche nach bestimmten Plätzen, Orten, Straßen, Läden.

Meine Kamera hat einen Defekt, einer meiner Zähne hat eine Plombe verloren und wir suchen eine bestimmte Botschaft für ein Visa. Der Kameraspezialist erklärt mir, meine Kamera hat ein großes Problem, denn der Sensor geht zwar reinigen, doch die 2 unübersehbaren Kratzer werden für immer bleiben. Der Zahnarzt erklärt mir, er kann mir natürlich eine Plombe einsetzen, doch bräuchte er dazu mindestens 2 Termine, der erste natürlich nicht heute, und kosten würde die Verplombung über 200 Euro. Auch wenn ich eine Versicherung habe, mag ich dem gierigen Zahnarzt nicht seine Börse vergolden. Eine Mitarbeiterin der Botschaft erklärt uns, nachdem wir die Botschaft nach einem langen Marsch endlich gefunden haben, wir bräuchten ein weiteres Papier um überhaupt einreichen zu können. Wir besorgen dieses Papier, doch die Lady ist von der Sorte Botschaftsvorzimmerdrachen. Das Papier ist angeblich falsch. Auch der zweite lange Marsch war umsonst. Drei Tage Ankaramärsche, doch kein einziges Problem gelöst. Wie kann Ankara da für uns schön sein? Im Laufe unserer Tourenjahre haben wir gelernt, für alle Problemchen und Probleme gibt es immer irgendwie eine Lösung. Wichtig dabei ist meist der Zeitfaktor. Hat man den Luxus der Zeit, gibt es auch eine Lösung. Hat man Zeit, regt man sich über momentan ungelöste Probleme auch nicht sonderlich auf, denn die Lösung kommt halt später.

 

Mit dieser Zeit-Einstellung, somit halt auch ohne Plombe, ohne Visa und auch ohne reparierte Kamera, können wir Ankara in vollen Zügen genießen. Bei unseren Märschen wandeln wir regelrecht durch viele Parkanlagen, trinken herrliche, frischgepresste Fruchtsäfte,die Altstadt, den Burgberg, schlendern durch Gassen, überqueren wilde Großkreuzungen und wundern uns dabei täglich über das viele Grün in der Stadt. Was uns noch auffällt, die Hauptstädtler sind, ausgenommen der Zahnarzt und der Botschaftsvorzimmerdrachen, ein sehr angenehmer Menschenschlag. Niemand will uns etwas andrehen, aufzwingen oder gar übervorteilen. Die Menschen sind fröhlich, interessiert und sehr hilfsbereit. Ankara gefällt uns.

Spiegelrad
Spiegelrad
Lichter-Brunnenspiel 1
Lichter-Brunnenspiel 1

Am Abend erscheint uns die Stadt noch schöner, denn jeder Park ist anders beleuchtet. Ein allabendlicher Höhepunkt sind die Brunnen-und Seenlichtspiele, Laserspiele und die dazu gehörende Musik im Genclik-Park.

Es ist immer ein Feuerwerk der Farben, der Klänge und Bilder. Bei diesem Feuerwerk erscheint auch allabendlich Atatürk im Laser- Großformat über dem See. Ich frage mich dabei immer, was würde Atatürk wohl heute zu seiner Türkei, zu seiner Hauptstadt sagen? Ich denke, er wäre stolz. Nur dem Zahnarzt und den Botschaftsvorzimmerdrachen müsste er sich zur Brust nehmen, denke ich zumindest.

Das Visaproblem versuchen wir anders zu lösen. Uns fällt nämlich ein, vor ca. 18 Monaten waren wir doch auf der Touristikmesse in Berlin. Wir arbeiteten dort einen Tag. Gi kochte da jemenitischen Kaffee und versuchte, den Besuchern das schöne Land näher zu bringen. Auch ich klärte auf und versuchte nebenbei unser Buch Grenzenlos an den Mann oder die Frau zu bringen. An diesem Jemenstand lernten wir einen Mann kennen, der uns versicherte, wenn ihr wieder ein Visa für den Jemen braucht, so wendet euch an mich.

Also schreiben wir eine E-Mail. Nur Stunden später kommt die Rückantwort. Er wird uns helfen. Wir sollen nur unsere Pässe scannen und dann senden. Er wird einige Tage für die notwendigen Papiere brauchen, dann uns senden und damit könnten wir dann einreisen.

 

Da es einige Tage dauern wird, beschließen wir Ankara zu verlassen. Glücklicherweise bietet Türkisch Airlines noch einen Direktflug ab Istanbul nach Sanaa an. Was wir dabei hoffen, die Papiere kommen wirklich bei uns an.  

Bahnhof Ankara
Bahnhof Ankara
Toyota hat auch Pause
Toyota hat auch Pause

 

 

 

Die Türkei ist modern geworden. Seit Juli gibt es einen türkischen ICE. Den probieren wir natürlich aus. Er bringt uns in knapp 4 Stunden von Ankara nach Istanbul. So um die 500 Kilometer sollen es sein. Toyota muss keinen Aufpreis bezahlen. Und wir staunen noch mehr, denn im moderaten Fahrpreis ist ein üppiges Frühstück enthalten.  

Ob ich mein Kameraproblem, auch mein Zahnproblem in Istanbul löse, und ob wir wirklich ein Visa für den Jemen erhalten, erzähle ich im nächsten Teil.

 

Bis dahin,

liebe Grüße,

Wi + Gi

 

 

Stand: Mitte September 2014

Abschied von Ankara
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